UNO-Ankläger fordern 28 Jahre Haft für Seselj
Wegen Kriegsverbrechen in Kroatien, Bosnien-Herzegowina und der Vojvodina ist der Serbe in Den Haag angeklagt.
Den Haag/Belgrad – Die Ankläger des UNO-Tribunals für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien (ICTY) haben am Mittwoch eine 28-jährige Haftstrafe für den serbischen Ultranationalisten Vojislav Seselj gefordert, meldete der Belgrader Sender B-92. Die Anklage hat am Nachmittag ihr dreitägiges Schlussplädoyer beendet.
Nach Ansicht der Ankläger wurde im Laufe des seit November 2007 laufenden Verfahrens „ohne jeden Zweifel“ die Verantwortung Seseljs für die ihm zur Last gelegten Kriegsverbrechen an muslimischen Bosniaken und an Kroaten in Bosnien-Herzegowina, Kroatien und der Vojvodina in der Zeitspanne 1991-93 nachgewiesen.
Seselj war laut der Anklage für die Vertreibung von Tausenden und die Ermordung von 905 Kroaten und Bosniaken verantwortlich wie auch für die gesetzwidrigen Festnahmen, Folter, Verprügelungen und sexuelle Misshandlungen von Hunderten anderer, Zerstörung von Siedlungen und religiösen Stätten.
Die ihm angelasteten Kriegsverbrechen wurden in den Gemeinden Vukovar in Ostkroatien, Zvornik in Ostbosnien, auf dem Gebiet von Sarajevo und der herzegowinischen Stadt Mostar, aber auch in dem Vojvodina-Dorf Hrtkovci im Rahmen eines gemeinsamen verbrecherischen Vorhabens begangen, das darauf abzielte, einen vereinigten serbischen Staat auf dem Gebiet von Bosnien und Kroatien zu bilden.
Die Freiwilligen der Serbischen Radikalen Partei (SRS), die von Seselj rekrutiert, organisiert und kontrolliert worden waren, hatten nach Angaben der Ankläger einige der brutalsten Kriegsverbrechen in diesen Gemeinden angerichtet. Der Tribunalssenat war im Prozess gegen den Chef der Serbischen Radikalen Partei zum ersten Mal mit den Auswirkungen von Hassreden konfrontiert.
Seselj, der sich selbst verteidigt, wird sein Schlussplädoyer nächste Woche präsentieren. Dafür wurden ihm zehn Stunden eingeräumt. Im bisherigen Prozessverlauf hatte der Angeklagte auf die Präsentation seiner Verteidigung völlig verzichtet. (APA)
Quelle: Tiroler Tageszeitung, Onlineausgabe (07.03.2012). URL: http://www.tt.com/Nachrichten/4442683-2/uno-ankl%c3%a4ger-fordern-28-jah…