Mehr als 1000 Demonstranten in Stuttgart zeigen der Gleichstellung von Aggressor und Opfer die „rote Karte“
Am 21. Mai 2011 versammelten sich mehr als 1000 kroatische Demonstranten in Stuttgart, um gegen das erstinstanzliche Urteil des Internationalen Strafgerichtshofs für Ex-Jugoslawien (ICTY) gegen die kroatischen Generäle Ante Gotovina und Mladen Markač, sowie die Gleichstellung von Aggressor und Opfer zu protestieren. Nach Berlin und Frankfurt/Main ist dies die dritte Demonstration von Diaspora-Kroaten in Deutschland. Das Frauen-acapella-Vocalensemble „Filiae Croatiae” aus Stuttgart sang zu Beginn die kroatische und die deutsche Nationalhymne; es folgte eine Schweigeminute für alle Opfer des Krieges.
Anschließend wandte sich Pater Nediljko Brečić mit einem Gebet an die Anwesenden. Der KWKD-Vorsitzende Mijo Marić begrüßte die Demonstranten, betonte, dass nicht gegen die deutsche Politik demonstriert wird und bekräftigte die Notwendigkeit weiterer Protestaktionen. „Wir grüßen alle Kroaten in der Heimat und in der Welt, die sich freuen werden zu sehen, dass Kroaten auf der anderen Seite der Weltkugel Zusammenhalt beweisen und das ´planetare Kroatien´ zeigen. Mit den bisherigen Demonstrationen von Diaspora-Kroaten in Melbourne, Berlin, Sydney, New York, Los Angeles, Ottawa, Frankfurt und Wien erheben wir unsere Stimme in der ganzen Welt gegen dieses schändliche Urteil,“ so Marić. Petar Hinić, Vorsitzender der Kroatischen Kultur-Gemeinschaft Stuttgart, beschrieb in seiner Rede in deutscher Sprache die Ungerechtigkeit des Urteils, beschrieb die politischen Hintergründe und kritisierte, dass einige EU-Staaten Politik gegen Kroatien betreiben.
Der ehemalige kroatische Außen- und Justizminister Prof. Dr. Zvonimir Šeparović äußerte sich zufrieden mit der Protestaktion und bedankte sich bei den Diaspora-Kroaten in Deutschland für ihren Einsatz für die Heimat. Er sagte, dass nach diesem Urteil Serbien triumphiert. Als dritter Redner sprach der pensionierte kroatische General Željko Glasnović zu den Anwesenden. Mit Entschiedenheit lehnte er die Urteile des ICTY und die Diskreditierung einer legitimen militärischen Befreiungsaktion von serbischen Besatzern als „gemeinsame kriminelle Unternehmung“ ab und betonte die Rechtmäßigkeit der kroatischen Befreiungsaktion „Oluja“. Zum Schluss zeigten alle Demonstranten dem ICTY-Urteil symbolisch die ´rote Karte´.
Der Bundestagsabgeordnete Klaus-Peter Willsch bezeichnete das ICTY-Urteil in der FAZ vom 19. Mai 2011 als „empörend, ungerecht und gefährlich“. Auch der ehemalige deutsche Richter am ICTY Wolfgang Schomburg kritisierte, dass die „Doktrin der ´gemeinsamen verbrecherischen Unternehmung´ nicht auf internationalem Recht basiert“.