Stellungnahme des Kroatischen Weltkongresses zum Artikel vom Herrn Marinko Učur zum Thema Kroatien: Faschisten huldigen öffentlich NS-Marionettenstaat – Zagreb und Brüssel schauen weg:
Stellungnahme des Kroatischen Weltkongresses zum Artikel vom Herrn Marinko Učur zum Thema Kroatien: Faschisten huldigen öffentlich NS-Marionettenstaat – Zagreb und Brüssel schauen weg:
Punkt eins:
Die Schilderung der Geschichte des „Unabhängigen Staates Kroatien“ (Nezavisna Država Hrvatska – NDH) ist schlicht falsch. Nachdem das nazistische Deutschland unter Adolf Hitler Jugoslawien angegriffen hatte, hat Hitler das damalige Kroatien erst den Madjaren (Ungarn) angeboten, danach hat der deutsche Gesandte Edmund Vesenmayer, Herrn Dr. Vlatko Maček, den Präsidenten der größten Partei des Landes („Kroatische Bauern Partei“ HSS), gebeten, die Macht in Kroatien zu übernehmen. Dr. Maček hat als überzeugter Demokrat das Angebot des Nazi-Deutschlands ausgeschlagen. Erst dann hat die „Ustascha-Bewegung“ unter ihrem Führer Ante Pavelić das so entstandene „Vakuum“ ausgenutzt und am 10. April 1941 den „Unabhängigen Staat Kroatien“ ausgerufen.
Die Ustascha-Bewegung endstand als Gegenbewegung zu den serbischen Ultranationalisten, den „Tschetniks“, und der Ermordung dreier kroatischer Parlamentarier im jugoslawischen Parlament in Belgrad. Unter den Ermordeten war der angesehene Präsident der Kroatischen Bauernpartei Stjepan Radić. Es ist festzustellen, hätte es die großserbisch dominierte Diktatur (Faschismus) im gemeinsamen Staat Jugoslawien nicht gegeben, gäbe es auch nicht die für Freiheit und Selbständigkeit kämpfende Ustascha-Bewegung der Kroaten. Diese wollte ein politisches Gleichgewicht zu den großserbischen Bestrebungen innerhalb Jugoslawiens herstellen.
Zurzeit des Zweiten Weltkrieges haben alle auf dem Territorium des „Unabhängigen Staates Kroatien“ aktiven, bewaffneten Verbände – deutsche, italienische, serbische Tschetniks und die Ustascha – Kriegsverbrechen in gleichem Maße begangen.
Die deutsche Historikerin Marie-Janine Calic stellt in ihrem Buch „Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert“ fest, dass es keinen Unterschied zwischen den Ustascha und den serbischen Tschetniks gibt, denn beide Seiten begingen gleichermaßen Kriegsverbrechen. Auch kollaborierten beide Seiten mit den deutschen und italienischen Besatzern. Im Unterschied zu den serbischen Tschetniks, die auf dem Territorium des „Unabhängigen Staates Kroatien“ Kriegsverbrechen an Kroaten und Muslimen begangen haben, hat die Ustascha nicht gegen Serben auf serbischen Territorium gekämpft.
Punkt zwei:
Die Behauptung, dass im Straflager Jasenovac 700.000 Serben, Juden und Roma ermordet wurden, ist eine böswillige Unterstellung und man kennt es aus der Feder der kommunistischen Diktatoren um ihren Führer Josip Broz Tito. Es ist anzumerken, dass im Straflager Jasenovac vor allem Kroaten, die unter den Regimekritikern waren, inhaftiert wurden. Die Gedenkstätte Jasenovac führt im Moment eine Opferzahl von etwas über 80.000 getöteten oder durch Krankheit verstorbenen Gefangenen an. Der deutsche Historiker Holm Sundhausen, der ein ideologischer Freund der Serben und ein bekennender Jugo-Nostalgiker ist, führt in seinem Buch „Geschichte Jugoslawiens“ die Zahl von 83.000 Opfern im Straflager Jasenovac an. Es ist vorstellbar, dass diese bereits um ein Vielfaches reduzierte Zahl an Opfern in diesem Straflager nach neuen und unabhängigen Untersuchungen erheblich nach unten korrigiert wird (von einst über 1,2 Mio. auf nun 80.000), da es gravierende Mängel im Zuge des Verfahrens zur Feststellung der tatsächlichen Zahl und Herkunft der Opfer gibt. Viele Opfer wurden mehrfach gezählt, andere wiederum sind nachweislich woanders gestorben oder haben den Krieg unversehrt überlebt. In der Vergangenheit wurden lediglich die von den Kommunisten freigegebenen Quellen ausgewertet; die Auswertung aller kroatischen Staatsarchive unter Einbindung von Historikern und Fachleuten, die ohne politische oder ideologische Richtlinien ihrer Arbeit nachgehen, ist voll im Gange. Dieses geschieht im Einklang mit der Resolution des Europa-Parlamentes, die eine Überprüfung und Neubewertung der Geschichte, die durch die kommunistischen Machthaber von einst geschrieben wurde, vorsieht.
Die große Mehrheit der heute lebenden Kroaten verurteilt auf‘s Schärfste die Verbrechen der Ustascha, aber sie verurteilt gleichermaßen auch die Verbrechen der kommunistischen Partisanen und der serbischen Tschetniks an der Zivilbevölkerung und den Gefangenen, da deren Verbrechen in keinster Weise geringer zu bewerten sind als die Verbrechen der Ustascha.
Es ist anzumerken, dass die Kommunisten nach dem Zweiten Weltkrieg ohne irgendein Gericht oder einen anderen Prozess einige hunderttausend kroatische Kriegsgefangene – darunter Zivilisten, Frauen, Kinder und Soldaten – ermordet haben. Mehr als 600 katholische Priester, Bischöfe und Ordensschwestern wurden von den Kommunisten ermordet. Zu diesem Thema mussten die Menschen in Jugoslawien unter Diktator Tito unter Todesandrohung schweigen. Wer dennoch geredet hat, wurde verhaftet, verlor seinen Arbeitsplatz, wurde zu Gefängnisstrafe verurteilt oder einfach ermordet. Alleine auf deutschem Boden wurden von den jugoslawischen Geheimdiensten in den Jahren 1945-1989 37 kroatische Emigranten ermordet (siehe den Bericht der staatlichen kroatischen Kommission von 1999).
Es ist nur verständlich, dass nun in einem demokratischen Kroatien die Familien und Nachkommen der Ermordeten über diese Geschehnisse berichten, auf eine Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur drängen und nach Öffnung der Massengräber aus dem Zweiten Weltkrieg rufen. Sie haben das Recht, den ermordeten Mitgliedern ihrer eigenen Familien nach zivilisatorischen Prinzipien zu gedenken und diese zu ehren, und das auch öffentlich. Das genau sind der Geist und der Buchstabe der Resolution des Europäischen Parlamentes aus dem Jahre 2009 zur Aufarbeitung der kommunistischen Diktaturen in Osteuropa.
Punkt drei:
In Kroatien gibt es eine nicht nennenswerte Anzahl von Personen, die die Ustascha-Bewegung und den deutschen Marionettenstaat „NDH“ feiern.
Im Vergleich zu der sehr geringen Beteiligung und Kultisierung des Andenkens an NDH existiert in Kroatien ein großer Personenkult um den kommunistischen Diktator Josip Broz Tito. So wird der „Tag des antifaschistischen Kampfes“ zelebriert und gefeiert, jährlich am 25. Mai zum Geburtstag des Diktators Tito versammeln sich in seinem Geburtsort Kumrovec mehrere Tausend Verehrer, obwohl seine Kriegsverbrechen während des Zweiten Weltkrieges und an den Gefangenen ab Mai 1945 nachgewiesen und aktenkundig sind. Diese Tatsachen müssten jede nach Wahrheit und Gerechtigkeit strebenden Person zur größten Vorsicht mahnen, wenn über das ehemalige Jugoslawien, die Kommunisten und angebliche neue Ultranationalisten in Kroatien durch deutsche (freie und objektive) Medien berichtet wird.
Eine stillschweigende Übernahme der Geschichte, wie sie kommunistische Kommissare und Ideologen, versammelt um Führer Tito von 1945 – 1990, in damaligen Schulbüchern geschrieben haben, würde all dem widersprechen, was das europäische Parlament in verschiedenen Resolutionen mit Bezug auf den totalitären Kommunismus verabschiedet hat. Weder Brüssel noch das politische Berlin mahnen die kroatische Regierung an, die Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in der Form voranzutreiben, wie es hier in Deutschland die BStU in Berlin seit nun 28 Jahren tut. In dieser Hinsicht findet ein klarer Missbrauch der deutschen Medien statt, denn diese sollten die Aufarbeitung unterstützen und nicht durch Propagandaähnliche Veröffentlichungen „unterwandern“. Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, es ist daher ein Verbrechen am geltenden Gesetz zu versuchen, die fachliche Diskussion mit populistischen Mitteln und medialer Propaganda zu unterbinden. Dieser Artikel des Autors bezweckt unserer Meinung nach genau das.
Punkt vier:
Der Gruß „Za Dom Spremni“ befindet sich in vielen geschichtlichen, literarischen und musikalischen Werken der kroatischen Kultur. Weit vor dem Entstehen des Marionettenstaates NDH (1941 – 1945) war dieser Gruß in der kroatischen Gesellschaft verankert. Dieser Gruß ist in keinster Weise mit dem Hitlergruß „Sieg Heil“ gleichzusetzen, denn er hat eine weitaus längere Vergangenheit. Dieser Gruß ist für keinen Nichtkroaten in irgendwelcher Form beleidigend. Der Gruß wurde auch in der Zeit des „Unabhängigen Staates Kroatien“ in einer veränderten Form genutzt.
Punkt fünf:
Die kroatischen linksradikalen Gruppierungen als politische Gegner der NDH und der Ustascha-Bewegung sowie Verächter des Grußes „Za Dom Spremni“ übersteigen bei öffentlichen Kundgebungen vielfach die Zahl jener, die NDH-Nostalgie öffentlich kundtun. Es ist festzuhalten, dass die höchsten Repräsentanten des kroatischen Staates stets an staatlichen Gedenkfeiern teilnehmen, die der Toten und Ermordeten des Zweiten Weltkrieges gedenken und diese ehren. Es ist daher eine bösartige Unterstellung auszusagen, dass die kroatische Regierung NDH-Nostalgie in irgendeiner Form duldet oder still unterstützt.
Der kroatische Musiker Marko Thompson, der bisweilen bei seinen Konzerten die Konzertbesucher mit dem historischen Gruß Za Dom Spremni begrüßt, hat nichts in seinem künstlerischen Repertoire, was an eine nazistische Ikonografie erinnert. Vielmehr sind einige seiner Konzertauftritte im Ausland aufgrund gezielt gestreuter Falschmeldungen und Diffamierungen der linksradikalen Gruppierungen verboten worden. Doch diese linksradikalen Gruppierungen haben sich zur keiner Zeit vom kommunistisch-stalinistischen Regime, das unter Tito in den Jahren 1945 – 1990 Morde an hunderttausenden Regimegegnern begangen hat, klar und deutlich distanziert. Zum großen Teil handelt es sich um Personen, die um den Personenkult J.B. Tito und um die serbischen Ultranationalisten „Tschetniks“ versammelt sind. Vojislav Šešelj war zur Zeit der serbischen Aggression auf Kroatien (1991 – 1998) ihr Anführer. Sowohl die linksradikalen Gruppierungen als auch die serbischen Ultranationalisten haben die Vergangenheitsbewältigung noch vor sich, ohne die es für sie keinen Platz im Kreise einer zivilen und freien europäischen Gemeinschaft geben darf.
Punkt sechs:
Die Serben waren in Kroatien noch nie ein konstitutives Volk, wie der Autor dieses Textes fälschlicherweise aufführt. In der kroatischen Verfassung stand u.a. folgendes: „Kroatien ist ein nationaler Staat des kroatischen Volkes und der Staat des serbischen Volkes in Kroatien.“ Denn wenn das nicht so formuliert gewesen wäre, dann hätte es in Jugoslawien verschiedene serbische Völker gegeben, was unmöglich ist. In dem Buch „Serbischer Aufstand in Kroatien 1990 – 1995“ (Erscheinungsdatum 2005) vom Autor Nikica Barić ist dieses Thema historisch und rechtlich sehr gut erläutert. Die Behauptung, dass den Serben die bis dahin währende konstitutive Rolle aberkannt wurde, ist eine Lüge, die sie als Rechtfertigung für ihren von langer Hand geplanten Eroberungszug in Kroatien benötigt haben. Den aufständischen Serben wurde eine kulturelle Autonomie angeboten – eine solche, wie sie einst in Jugoslawien die autonomen Provinzen Vojvodina und Kosovo hatten. Mit der Ausrufung der eigenen Republik „Republika Srpska Krajina“ auf kroatischem Territorium und der Vertreibung von mehr als 200.000 Kroaten aus diesem kroatischen Land haben die aufständischen Serben völkerrechtswidrig gehandelt und sich der Kriegsverbrechen an ihren einstigen Nachbarn, den Kroaten, schuldig gemacht. Die Serben genießen heutzutage in Kroatien solche Rechte und Freiheiten, die in sonst keinem Land der EU für nationale Minderheiten vorgesehen sind. Es ist eine Lüge des Autors zu behaupten, die Serben werden gezwungen, zum Katholizismus überzutreten. Mehr noch, die unterschiedlichen Feiertage, wie z.B. Weihnachten, werden gemeinsam gefeiert und die kroatische Regierung ist bei den Feiern stets präsent. Die loyalen Serben in Kroatien arbeiten mit der kroatischen Regierung zusammen, sowohl mit der post-kommunistischen SDP-Partei als auch mit der Bürgerlichen HDZ-Partei – und das seit vielen Jahren.
Punkt sieben:
Zum Schluss der Analyse des Artikels vom Marinko Učur muss man feststellen, dass der Artikel voller Lügen ist, dass dieser die großserbische Propaganda wiedergibt, die unter Slobodan Milošević für den Angriffskrieg gegen alle jugoslawischen Republiken in Jahren 1989 – 2000 geführt hat mit dem Ziel, einen großserbischen Staat zu errichten.
Es ist anzunehmen, dass auch die Mehrzahl der lebenden Serben in Kroatien, die als loyale Bürger unbehelligt dort leben, diesen Artikel als großserbische Propaganda verwerfen würde.
Der Autor dieses Artikels sympathisiert offensichtlich mit dem gefährlichen Gedankengut der großserbischen Ultranationalisten „Tschetniks“, die für Kriegsverbrechen von Sandžak über Kosovo und Bosnien-Herzegowina bis nach Kroatien bekannt sind und sich öffentlich mit diesen Morden rühmen. Wir erachten es daher als eine Schande, dass ein deutsches Portal solcher „billigen“ Propaganda Raum bietet.